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Von Santa Cruz nach Arrecive

Abschied von Kanaren...Mit den vielen Eindrücken von Teneriffa ging es am 16.10.2017 von Santa Cruz nach Arrecive wieder zurück, um hier für das Jahr 2017 unsere Reise zu beenden. Obwohl wir aus familiären Gründen unseren Törn unterbrechen mussten und noch nicht genau wissen, wann wir ihn fortsetzen können, sind wir seit unserem Start in Lubmin am 17.05.2017 insgesamt 2.998sm gesegelt.

Morgen, am 22.10.2017 fliegen wir mit einem weinenden Auge um 7:05 nach Berlin-Schönefeld zurück,  da wir unsere BlueMarlin allein hier zurück lassen müssen.  Also, tschüß und bis dann!

Von Arrecive nach Santa Cruz auf Teneriffa

Nach neun Tagen in Arrecive hieß es:  auf zu neuen Ufern! Und wir legten am 11.10.2017 um 10:30 ab. Wie immer mit nur wenig achterlichem Wind bis maximal 10 kt segelten wir bis zu der Marina Puerto Calero um zu tanken. 15 Minuten später setzten wir unsere Reise fort und Jiri drohte wieder mit dem Genacker! Zum Glück blieb es nur bei dieser Drohung und nach durchsegelter Nacht kamen wir 16:00 in Santa Cruz an.

Teneriffa hat ein völlig anderes Klima als Lanzarote. Hier hat man das Gefühl, die Luft ist durch den hohen Salzgehalt mit Feuchtigkeit durchdrungen, alles fühlt sich auch feucht an. Bis 13:00 ist es zwar warm, aber die Sonne läßt sich erst danach sehen und man glaubt am Morgen nicht, dass es ein heißer, sonniger Tag werden wird. Die Insel hat wesentlich steilere Hänge als Lanzarote und wir sind im Norden der Insel durch Wälder gefahren, dass man nicht glaubt, auf einer Insel vulkanischen Ursprungs zu sein. Wir hatten uns wieder ein Auto gemietet und es fehlte nur die Leiter auf dem Dach, wir wären als einheimische Handwerker durchgegangen, für unsere Vorhaben viel zu groß, dafür war die Motorleistung für die steilen Serpentinen zu klein, dass Jiri oft in den 1. Gang herunter schalten musste, um in der Kurve nicht stehen zu bleiben.  Wir hatten die Seilbahnstation des Teides erreicht, jedoch war diese leider wegen starkem Wind geschlossen.

Wir besuchten Garachico, ein kleines verschlafenes Fischerstädtchen am Meer. Auf dem Weg vom Parkplatz zur Uferpromenade  liefen wir durch kleine Straßen und beim Anblick der Autowerkstatt, siehe Bild,  kamen wir uns wieder wie in einem alten Film vor, Jahrzehnte zurück versetzt. Hier gibt es ein Naturschwimmbad, welches durch den Lavastrom geschaffen wurde, der die Brandung des Meeres von den Naturbecken durch Wälle abschottet. Es scheint nein beliebtes Ausflugsziel zu sein.

Auf dem Weg zu den Pyramiden von Guimar mußten wir über Serpentinen mit riesiger Steigung fahren und hatten den Blick hinunter zum Meer. 1.500 Höhenmeter waren zu überwinden. Diese Seite der Berge Richtung Süden ähnelten mit dem Bewuchs den Hängen von Lanzarote und diese Berge sind ein beliebter Ort für Wanderer. Ein Hubschrauber flog suchend in Kreisen über die Steilen Schluchten und wir konnten sein Bemühen lange Zeit während unserer Bergauffahrt beobachten. Dann sahen wir auch Wagen der Bergrettung, wahrscheinlich brauchte ein Wanderer Hilfe. In Guimar angekommen, besuchten wir das Museum , das das Wirken von Thor Heyerdal darstellte. Siehe Wikipedia

Wir lagen 5 Tage in Santa Cruz, der Hauptstadt von Teneriffa, einer sehr großen Stadt, die jedoch kaum bauliche Zeugen ihrer Vergangenheit nachweisen kann. Die wenigen, noch vorhandenen alten Häuser sind meist leerstehend oder schon mit Bauzäunen versehen. Man kann nur hoffen, dass sie nicht dem Abriß zum Opfer fallen.  Im Gegensatz dazu haben wir in San Cristobal de la Laguna ein Städtchen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts gefunden, das mit seinen prachtvollen und gut erhaltenen Häusern den Reichtum seiner Bürger von damals widerspiegelt.

Von La Graciosa nach Arrecive

Am  02.10.2017 hieß unser Ziel Lanzarote. Da wir nur ca. 30sm vor uns hatten und das Wetter uns mit hochsommerlichen Temperaturen verwöhnte, lud das unser Schiff umspielende kristallkare Wasser zum Baden ein und kurz entschlossen, stürzten wir uns  in die Fluten.  Man muss dazu sagen, dass man selten so sauberes Wasser in den Häfen findet. Dies war auch der Meeresenge geschuldet, in der die Marina liegt und die durch Ebbe und Flut für diese Reinheit sorgt.

Gegen 11:00 segelten wir los und kamen 16:00 in der Marina Lanzerote in Arrecive an. Wir staunten nicht schlecht, als ein Segler sagte: „na, euch kenne ich doch aus Lubmin“ – so klein ist die Welt. Jiri hatte Appetit auf Eis und wir schlenderten in die Stadt, die durch eine neu erbaute Brücke mit der Marina verbunden war. Wir kamen an dem kleinen Stadthafen vorbei, in dem die Boote der Arreciver teils auf Grund lagen und darauf warteten, daß  mit der Flut, die durch eine Durchfahrt zum Meer mit dem kleinen Hafen verbunden war, wieder das Meer erreichen zu können. Die breite Promenade wird durch Palmen rechts und links der Straße begrenzt und von hier aus kann man die Kreuzfahrtschiffe sehen, die tausende Touristen auf die kanarischen Inseln bringen.

Wir mieteten uns am nächsten Tag ein Auto. Man glaubt es kaum – für 4 Tage kostete es nur 45,00 €. Nun war Jiri wieder in seinem Element und mir fielen die Steilfahrten von Madeira ein, aber das geben die Vulkangebirge nicht her. Anfangs dachte ich, hier sind ja nur Geröllhalden, wie traurig. Aber mit der Zeit bekommt man einen Blick für die Vielfalt der Farbnuancen und unterschiedlichen Gesteinsschichten und man kann sich vorstellen, wie die Lava mit den unterschiedlichsten Gesteinsbrocken den Vulkanen entströmt sein muss – diese Zeitzeugen sind beeindruckend. Wir besuchten das Timanfaya. Es ist eine Touristenattraktion auf einem Vulkan. Dort gibt es zwei tiefer liegende Öffnungen, die noch Reste der vulkanischen Aktivität aufweisen und einen großen Grill, auf dem die halben Hähnchen durch die Hitze des Vulkans gebraten werden. Sehr zu empfehlen ist die Busfahrt durch dieses Vulkangebirge. Dennoch haben sich wieder Pflanzen entwickelt und sich dieser kargen Welt angepasst und sich in bestimmten Regionen verbreitet. Im Frühjahr, wenn es mehr Feuchtigkeit gibt, sollen diese Stellen über und über von diesen buschartigen Pflanzen begrünt sein.

Wir fuhren weiter und kamen an dem „kochendem Wasser“ in spanisch „agua caliente“ vorbei. Hier floß die heiße Lava in das Meer und es entstanden wasserumspülende Höhlen und Becken und natürliche Brücken, von denen aus man das Schauspiel der sich brechenden Wellen in der Tiefe beobachten kann.

Wir fuhren danach zu der kleinen Stadt Teguise, in der das Haus von Béthencourt steht, des Entdeckers von Lanzarote. Es ist ein kleines, beschauliches Städtchen in dem jedoch prachtvolle Patrizierhäuser stehen mit möchtigem Ausmaß. In einem der Häuser ist ein Gitarrenmuseum untergebracht und so konnten wir uns einen Eindruck von innen verschaffen. Die Häuser haben deshalb eine so große Grundfläche, da sie den Garten in die Mitte des Hauses  als Patio verlagert haben. Die umliegenden Räume gewährten durch große Fenstertüren zu dem Patio ihren Bewohnern den Zugang zu diesem Garten und auf diese Art ist er auch vor der Mittagshitze geschützt; grandios!

So karg sich die Insel auch darbietet, so viele reizvolle Sehenswürdigkeiten bietet sie ihren Besuchern. Ich möchte hier nur die Cueva de las Verdes erwähnen, eine geschichtsträchtige, 6km lange Höhle, in der sich die Bewohner von  damals vor Piraten in Sicherheit brachten und wir diese ca. 1km durchwanderten.

César Manrique, ein berühmter Ingenieur, Bildhauer und Architekt hat sich hier auf Lanzarote sehr angagiert. Er schuf eine „Traumwelt“ von einem Restaurant, Hotel und Garten, in dem er eine Lavablase in diese architektonischen Bauten integrierte und miteinander verband. Man muss es gesehen haben! Sein Wohnhaus beinhaltet die gleichen architektonischen Elemente, wie auf den Bildern zu sehen ist.

Auf unseren Fahrten sind wir an großen Feldern und Weingütern vorbei gekommen, die den Wein in Vertiefungen anbauen oder mit Steinwällen die Pflanzen vor dem Wind schützen, damit dieser nicht die wenige Feuchtigkeit des Morgentaus davon trägt. Wieviel Arbeit muss da investiert worden sein.

Mit der spanischen Küche habe ich mich auch angefreundet. Jiri hat im Internet nachgelesen, wie papa arugadas zubereitet werden,(kleine, verschrumpelte Kartoffeln mit Schale in Salzlauge gekocht) gab es bei uns eben diese Kartoffeln,  grünen Bohnen mit Knoblauch, Schweinefilett und Rotwein – lecker. Hier kann man überwintern.

 

 

 

 

Von Ilhas Selvagens nach La Graciosa

Nachdem wir den interessanten Rundgang auf der Insel beendet hatten, legten wir 13.30 für 138sm nach La Graciosa ab. Etwas wehmütig sahen wir die Insel immer kleiner werden, denn sowohl die Polizisten als auch unser Ranger blieben uns in sehr netter Erinnerung, einschließlich der kleine Hund, der auf der Insel lebt und ununterbrochen seinen Dienst versieht, während die dort Beschäftigten regelmäßig ausgetauscht werden. Jiri war bereits vor 6 Jahren einmal auf der Insel, der kleine Hund war immer noch derselbe. Unsere Schichteinteilung war wieder beschlossene Sache, Jiri übernahm die eine Nachtschicht und wir segelten mit gutem Amwindkurs, der 17 – 18 kt maß und Jiri teils reffen mußte, unserer Insel entgegen. Die Schwierigkeit hier in dem Hafen einen Liegeplatz zu bekommen besteht darin, dass man ohne Genehmigung und Kennzahl keine Chance hat, anlegen zu dürfen. Jiri hatte bereits Tage vorher von Funchal aus die Erlaubnis in spanisch beantragt, zweifelte aber an der Bearbeitungseinstellung der spanischen Behörden, ob wir sie zugesendet bekommmen. Als wir uns der Insel näherten und wieder das Internet nutzen konnten, war seine Freude groß, als er die Reservierungsnummer im Handy sah. So liefen wir gegen 14:30 zwischen den kargen Felsen in den Hafen ein, wo bereits der Mariniero stand und uns abwinkte, es sei kein Platz vorhanden. In seinem besten Spanisch teilte Jiri ihm die Registriernummer mit und er wies uns eine Box zu. Es war ein großes Glück diesen Liegeplatz zu bekommen, denn am nächsten Tag fand der Schwimmwettkampf der Insulaner von Playa del Risco über den Estrecho del Rio nach Caleta del Sebo statt. Ca. 600 Teilnehmer waren vor Wochen bereits gemeldet und legten kraulend die Entfernung von 2,6 km zurück. Wir saßen auf unserem Boot in der ersten Reihe und bewunderten die Schwimmer, die von vielen Booten begleitet wurden. Gegen Abend gingen wir in den Hafen, wo alle Leute in Feierlaune waren und die kleinen Strandbars mit Leben erfüllten. Wir liefen durch die fast menschenleeren, breiten Straßen des kleinen Ortes, die durch ein- bis zweistöcke, willkürlich aneinandergereihte Häuser gesäumt waren. Wir mußten auf der Hauptstraße gelandet sein, die zu der kleinen Kirche führte. Der Wind fegte durch die Straße und wir kamen uns wie Statisten in einem Italo-Western vor und warteten nur auf den rollenden Ball aus Gestrüpp, der über die Straße rollt, oder Klaus Kinski, dass er um die Ecke kommt. Ein eigenartiges Gefühl kam in uns auf. Wir sahen dann jedoch 3 Kinder auf Stufen sitzend, die wie überall konzentriert auf ihr Handy sahen…. wir waren doch wieder in unserer Welt.
Wir hörten Lifemusik, also nichts wie hin. Sie spielten 2 Titel von den Beatles, die Musikanlage war riesig und sah sehr professionell aus, als es nach dem zweiten Titel still wurde. Wir saßen gemeinsam mit zwei älteten spanischen Frauen auf einer Stufe entlang eines Hauses visavies der Band, als plötzlich vier Gitaristen ihre Instrumente einpackten und nach hause gingen. Die Technik muss wohl versagt haben und es gab keine Musik mehr. Der DJ, der wohl nach der Band gebucht war, baute seine Anlage auf und wartete pünktlich bis 21:00, wahrscheinlich wurde er nur ab dann bezahlt. Das machte jedoch der guten Laune der Leute keinen Abbruch. Das stelle man sich mal bei uns vor! Wir gingen danach an Bord und ließen den Abend bei ein bis zwei Gläschen Poncha-natural ausklingen, den wir uns aus Funchal mitgebracht hatten.

Von Porto Santo nach Funchal

Nachdem wir die 474 sm die Tage vorher hinter uns hatten, kam uns die Strecke vom 37 sm nach Funchal wie ein Kinderspiel vor. Diesen Morgen nahmen wir uns Zeit und liefen erst 11:00 mit halben Wind und guten Segelbedingungen aus. Gegen 16:30 kamen wir in Funchal an, jedoch war die Lage mit unserem Liegeplatz ungeklärt. Jiri telefonierte mit dem Hafenmeister und ein junger Mann auf dem Fahrrad kam uns in wilder Fahrt entgegen, um uns die Kaimauer als Festmacher zuzuweisen. Alle Schwimmstege waren belegt und wir mußten uns glücklich schätzen, in diesem Hafen, der Hauptstadt von Madeira, liegen bleiben zu dürfen. Das Problem war nur, der Tidenhub betrug 2 m, was das Ein- und Aussteigen etwas schwierig machte und wir mußten die Ebbe an Bord abwarten, um zu sehen, dass unsere Leinen ausreichend lang befestigt waren. So verbrachten wir den ersten Abend an Bord. Der Blick über die Stadt mit ihren 1000 Lichtern entschädigte uns für das verschobene Abendessen im Restaurant.
Jiri mietete für 3 Tage ein Auto und ich konnte mit angehaltenem Atem seine Fahrkünste in den Bergstraßen von Madeira bewundern. Noch nie bin ich so viel bergauf und bergab gefahren, habe so unsagbare Steigungen und Kurven erlebt, wie in diesen Tagen und das Schärfste war, an jedem Hang und in jeder Kurve klebten dicht an der Straße die Häuser, die man parterre betreten kann, aber das ist in Wirklichkeit der vierte Stock, von unten betrachtet. Nur wenige Häuser, die nur schwierig mit dem Auto zu erreichen sind, waren verlassen. Alle anderen sind neu oder in einem sehr guten Zustand. An den steilen Hängen wurden vor Jahrhunderten Terrassen angelegt, auf denen noch heute Bananen oder Wein angebaut wird. Das Wasser wird in 2.400 km langen Levadas vom Berg über die ganze Insel ins Tal geführt und Bewässerungsanlagen und Zisternen sorgen für regelmäßige Bewässerungsmöglichkeiten.
Neben den gut gepflegten Bergstraßen gibt es auch quer über die Insel eine Autobahn, die mit gewaltigen Brückenkonstruktionen die kilometertiefen Schluchten überwinden. So erreichten wir auch die zweit höchste Klippe Europas Cabo Girau. Für Mutige gibt es eine Glasplattform auf der man stehend, die Tiefe von 550 m bis hinunter zum Meer bewundern kann.
Auf den Monte kann man mit einer Seilbahn, wie sie beim Wintersport üblich ist, hochfahren. Wir haben beim Einsteigen unwillkürlich die Ski vermißt. Nachdem wir die Kirche dort besucht hatten, sind wir mit einer Art Schlitten aus Weidenkorb geflochten und mit Holzkufen versehen, von 2 Männern in weißen Hemden und Hosen, die weiche Stiefel zum Schutz ihrer Füße tragen, die kurvenreiche und steile Bergstraße hinuntergefahren. Teils wird man von ihnen gezogen und teils stehen sie auf den Kuven und schupsen mit einem Bein ab. Seit der Jahrhundertwende mit beginnendem Tourismus ist das eine alte Tradition.
Am Freitag gab es in Funchal 2 große Wettkämpfe. Einmal fand ein Triatlon statt und dann gab es einen Maraton von Funchal aus startend zu dem zweit höchsten Berg den Pico Aviero. Uns bleibt es ein Rätsel, wie man bei diesen sommerlichen Temperaturen und den Steigungen überhaupt laufen kann. Ich kann nur sagen, Madeira ist  eine wunderschöne Insel und eine Reise wert.