Eigentlich hatten wir geplant, von Rostoff über die Biskaya zu kommen, um baldmöglichst Spanien zu erreichen. Leider machte uns ein Tiefdruckgebiet einen Strich durch unsere Rechnung. Die Voraussage waren bis 45 kt Wind für die nächsten Tage. So wußten wir, dass wir in Camaret für die nächsten Tage unser „Zuhause“ haben werden.
Wir hatten um die 70 sm vor uns und als nunmehr „alte Hasen“ , was das An- und Ablegen im Hafen mit Strömung bedeutet, war diesmal unser Manöver des Ablegens um 7:15 unspektakulär. Wieder war es sehr neblig und zu unserem Bedauern 0 Wind zum Segeln. Die Temperaturen ware sehr mild und als es gegen 8:00 aufklarte beschloß ich, meine Krankenstation unter Deck zu verlassen und es mir an Deck, eingekuschelt in meine Decken, unter der Sprayhood gemütlich zumachen und Jiri Gesellschaft zu lesiten. Zum ersten Mal bekam ich ATLANTIKFEELING, denn die Wellen waren anders als gewohnt. Dis Schiff rollte über die Längsseite langsam von links nach rechts, während sich der Bug gemächlich noch oben über den langgestreckte Wellenberge schob um dann ganz sanft die Rückseite der Welle wieder herunter zu gleiten. Ich schätzte die Distance zwischen den Wellenbergen auf 10m, was mir riesig vorkam. Jiri lachte mich aus und meinte, es sind mindestens 80m dazwischen. So konnte es bleiben. Ich übernahm für 30 min die Wache, denn der Autopilot steuerte völlig selbständig und Jiri legte sich hin. Ich hatte nur auf 2 Tonnen zu achten, die unseren Weg begrenzten. Männer in kleine Fischerbooten, die Körbe zum Fischfang im Wasser versenkten und mit leuchtend gelben Döppern kennzeichneten, mußte man gelegentlich ausweichen und dann das Ruder wieder selbst übernahmen. Gegen 18:00 frischte der Wind endlich auf und wir konnten unserem Ziel entgegensegeln. An Backbord konnten wir die Umrisse der französischen Küste mit ihren vorgelagerten großen Felsbrocken sehen. Gegen 20:00 erblickten wir die breite Bucht, in der auf der Steuerbordseite die Marina zu erkennen war. 20:15 legten wir mit reichlich Seitenwind an der Steuerbordseite an, der uns mit aller Kraft gegen den Steg preßte.
Wir nutzten den Samstag als Ruhetag und um den Dichtungsring für den Ölfilter durch einen hiesigen Monteur überprüfen zu lassen. Er konnte auch nichts machen und so kam Jiri mit einem neuen Ölfilter zurück. Wir nahmen die Räder und fuhren zum Einkaufen in den riesen Supermarkt, ähnlich wie unser Kaufland. Mit Schnitzel, Spargel und Blumenkohl bestückt fuhren wir zum Boot und hatten dann ein tolles Mahl.
Sonntag sind wir spazieren gefahren und haben uns das Städtchen angeschaut. Durch das Pfingstwochenende trafen viele Segler hier ein und am Hafen fand ein Trödelmarkt, direkt an der Promenade statt und die Restaurants auf der anderen Seite bildeten die romantische Kulisse. Jiri radelte mit mir die einzig bergige Straße des Ortes hinauf, was mit dem geringen Durchmesse unserer Räder als Höchstleistung zu bezeichnen ist und zeigte mir die Reste keltischer Kultur, die Menhir. Es sind lange Steine, die in Reihen auf einer Wiese eingebuddelt sind. Leider sind von den ehemals 400 Steinen nur noch 74 vorhanden.
Am Montag hat es uns dann volle Breitseite erwischt. Regen und Sturm ließen uns an Bord bleiben. Wir wurden regelrecht durchgeschüttelt und Jiri mußte in Abständen kontrollieren, dass die Fender noch die Bordwand vor der Mauer schützten. In der Nacht mußte er auch sich 3 x den Urgewalten in Ölzeug stellen. Stetes knarren der Festmacher und Fender ließen uns dann dennoch unseren Schlaf finden.
Heute ist Dienstag und wir werden noch immer durchgeschüttelt, nur gegen 14:00 hörte der Regen auf. Seit wir hier angekommen sind habe ich es mir in der vorderen Kajüte gemütlich gemacht und bereits das 2. Buch ausgelesen. Es ist für mich eine völlig neue Erfahrung, mich mit dieser Ausgeglichenheit auf die Texte konzentrieren zu können. Kein Wunder, hier klingelt kein Telefon, ich muss keine Termine meiner Kunden wahrnehmen, nicht auf die Wünsche meiner Gäste eingehen, nicht putzen, bügeln, einkaufen….ich bin seit, ich weiß nicht wann, wieder frei…….Jiri war einkaufen und brachte Krabben mit. Der Verkäufer meinte, die kann man so essen, wie sie sind, roh….. mal sehen.