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Von Funchal nach Ilhas Selvagens

Auf dem Weg zu den kanarischen Inseln liegt die kleine Insel Ilhas Selvagens, ein Naturschutzgebiet für Vögel. Nach 167 sm hatten wir nach durchsegelter Nacht die Insel am Nachmittag erreicht. Wir mußten in der Bucht ankern, was uns erst so richtig nach dem zweiten Alauf gelang. Zuvor hatten wir uns in Funchal im Botanischen Garten die Genehmigung für den Besuch der Insel besorgt. Vier Polizeibeamte und ein Wächter sind für die Insel zuständig und kontrollierten nach dem Ankern und telefonischen Kontakt unsere Papiere. Am nächsten Morgen sind wir mit dem Dingi, das zuvor in seinem Sack an Bord lag, zu der Insel gefahren. Zu unserem Glück konnten wir an einer Führung über die Insel teilnehmen. Man stelle sich vor, die Jungen der Möven sitzen einzeln, mit flauschigem Gefieder in Hölen oder unter Büschen versteckt und müssen eine Woche auf die Eltern warten, bis sie wieder gefüttert werden. Ihre Nahrung ist so reichhaltig, dass sie die Woche überleben können. Ihre Eltern holen tauchend die Fische aus dem Atlantik. Kurz vor dem Gefiederwechsel werden die Kleinen auch nicht mehr gefüttert, um ihr Gewicht zu reduzieren, um zum Fliegen nicht zu schwer zu sein. Ist der Zeitpunkt des ersten Alleinflugs gekommen, stürzen sie sich von der Klippe um danach alleine zu fliegen – und mir wurde versichert, SIE KÖNNEN ES!!!!! Unser Dingi liegt jetzt wie bei richtigen Fahrtenseglern auf dem Vorschiff!

Von Sines nach Porto Santo

Am 17.09.17 lag die längste Strecke von 474sm vor uns, die wir je gesegelt sind. Jiri rechnete mit 4 – 5 Tagen auf See. Nachdem wir uns von unseren Lieben abgemeldet hatten, auf See waren wir nicht mehr erreichbar, stachen wir 8:20 in See. Leider hatten wir nur 7 kt Wind (der Atlantik meint es gut mit mir) und wir mußten den Motor zur Hilfe nehmen, um unser Ziel, dass wir mit 231 Grad ansteuerten zu erreichen. Das Wetter war herrlich, Sonne satt, ein sanftes Lüftchen und es gab nur eine leichte Dünung von dem Wind des Vortages. Ich begann auf Jiris Wunsch, Linseneintopf für die zu durchwachenden Nächte zu kochen. Mit zunehmendem Wind merkte ich vor meinem Schneidebrett stehend, wie das Rollen des Schiffes mehr und mehr zunahm, doch ich schnitt den Speck und die Zwiebeln tapfer weit und vollendete unseren Eintopf unter schwierigsten Bedingungen, denn wir konnten den Motor gegen 10:00 abstellen und der Wind steigerte sich bis auf 18 kt, in Böen hatten wir 20 kt zu verzeichnen.
Da ich die Tagschicht bei diesem Törn mit dem Kochen begann, kam mir doch der grandiose Einfall, dass Jiri die Nachtschichten übernehmen kann. Anfangs fand er meine Idee nicht sonderlich gut, aber da wir mitten auf dem Atlantik weder mit Fischern, noch deren ausgelegten Fangutensilien zu rechnen hatten, fand Jiri auch während der Nachtwache die eine oder andere Stunde schlaf.
Wir kamen am 20.09.17 um 19:07 nach 3 Tagen, 11 Stunden und 57 Minuten in Porto Santo an, einer kleinen Insel die eine typische Anlaufstelle für Boote ist, die vom Kontinent kommen. Es ist eine Miniinsel mit kleinen Dörfern, Straßen und sogar Autos. Im Hafen gab es sogar ein neues Restaurant, dessen Schiebetüren aus Glas zum Hafen hin geöffnet waren und wir bestellten und bekamen leckeren Fisch serviert. Besser konnte dieser Törn nicht enden.

 

Von Lissabon nach Sesimbre

Nach fast 12 Wochen Segelpause sind wir wieder am 13.09.2017 von Berlin nach Lissabon zu unserem verwaisten Boot geflogen.  Die Gesundheit von Jiris Mama ist fast wieder in dem Zustand, wie wir sie damals verlassen haben. Zu ihrer Sicherheit und unserer Beruhigung wird sie jetzt von einer netten Frau in dem Haus in Navary rund um die Uhr betreut. So können wir es wagen, unseren Törn fortzusetzen.

Heute, am 14.09.2017 hieß es wieder die Leinen los! und so haben wir 9.30 mit der Flut abgelegt und sind den Tejo wieder 2sm unter Segel dem Atlantik zugesegelt. Die malerische Siluette von Lissabon lag diesmal auf der Steuerbordseite und wie in einer Wiederholung im Film, lag eine der AIDA Boote am Ufer von Lissabon und eine Zweite kam uns entgegen. Man muss es erlebt haben.

Auf der offenen See hatten wir zum Glück eine starke Briese und man glaubt es kaum, diesmal kam der Wind aus der richtigen Richtung, sodaß wir die ganze Strecke von ca. 40 sm unter Segel zurück legen konnten. Ab und an hatten wir Böen bis 22kt und mußten sogar reffen! Da fiel mir doch die Überquerung der „gefürchteten“ Biskaya ein, die bei unserer Überfahrt spiegelblank war. Da war der Törn heute kurz aber es war alles dabei. 15.30 haben wir unseren Zielhafen erreicht und  nachdem wir erfolgreich im Päckchen bei starkem Wind angelegt hatten, kam der Hafenmeister und wies uns eine so kleine Box zu, wir dachten, da passen wir von der Breite her nie rein, immerhin hat unser Boot eine Breite von 4m. Es war zwar knapp, aber wir liegen jetzt hier bei ziemlich starkem Wind.

Um dem ersten Törn nach unserer Pause einen würdigen Tagesabschluß zu verleihen, sind wir mit unseren Rädern in den 2 km entfernten kleinen Ort gefahren und haben ganz lecker Fisch gegessen. Jetzt sind wir wieder an Bord angekommen und lassen  unseren ersten Segeltag ausklingen und werden nicht so spät in unsere Kojen gehen, denn morgen ist Wind mit 28 kt. angesagt und da sollten wir ausgeschlafen sein.

Von Roscoff nach Camaret-sur-Mer

Eigentlich hatten wir geplant, von Rostoff über die Biskaya  zu kommen, um baldmöglichst Spanien zu erreichen. Leider machte uns ein Tiefdruckgebiet einen Strich durch unsere Rechnung.  Die Voraussage waren bis 45 kt Wind für die nächsten Tage.  So wußten wir, dass wir in Camaret für die nächsten Tage unser „Zuhause“ haben werden.

Wir hatten um die 70 sm vor uns und als nunmehr „alte Hasen“ , was das An- und Ablegen im Hafen mit Strömung bedeutet, war diesmal unser Manöver des Ablegens um 7:15 unspektakulär. Wieder war es sehr neblig und zu unserem Bedauern 0 Wind zum Segeln. Die Temperaturen ware sehr mild und als es gegen 8:00 aufklarte beschloß ich, meine Krankenstation unter Deck zu verlassen und es mir an Deck, eingekuschelt in meine Decken, unter der Sprayhood  gemütlich zumachen und Jiri Gesellschaft zu lesiten.  Zum ersten Mal bekam ich ATLANTIKFEELING, denn die Wellen waren anders als gewohnt. Dis Schiff rollte über die Längsseite langsam von links nach rechts, während sich der Bug gemächlich noch oben über den langgestreckte Wellenberge schob um dann ganz sanft die Rückseite der Welle wieder herunter zu gleiten. Ich schätzte die Distance zwischen den Wellenbergen auf 10m, was mir riesig vorkam. Jiri lachte mich aus und meinte, es sind mindestens 80m dazwischen. So konnte es bleiben. Ich übernahm für 30 min die Wache, denn der Autopilot steuerte völlig selbständig und Jiri legte sich hin. Ich hatte nur auf 2 Tonnen zu achten, die unseren Weg begrenzten. Männer in kleine Fischerbooten, die Körbe zum Fischfang im Wasser versenkten und mit leuchtend gelben Döppern kennzeichneten, mußte man gelegentlich ausweichen und dann das Ruder wieder selbst übernahmen. Gegen 18:00 frischte der Wind endlich auf und wir konnten unserem Ziel entgegensegeln. An Backbord konnten wir die Umrisse der französischen Küste mit ihren vorgelagerten großen Felsbrocken sehen. Gegen 20:00 erblickten wir die breite Bucht, in der auf der Steuerbordseite die Marina zu erkennen war.  20:15 legten wir mit reichlich Seitenwind an  der Steuerbordseite an, der uns mit aller Kraft gegen den Steg preßte.

Wir nutzten den Samstag als Ruhetag und um den Dichtungsring für den Ölfilter durch einen hiesigen Monteur überprüfen zu lassen. Er konnte auch nichts machen und so kam Jiri mit einem neuen Ölfilter zurück. Wir nahmen die Räder und fuhren zum Einkaufen in den riesen Supermarkt, ähnlich wie unser Kaufland. Mit Schnitzel, Spargel und Blumenkohl bestückt fuhren wir zum Boot und hatten dann ein tolles Mahl.

Sonntag sind wir spazieren gefahren und haben uns das Städtchen angeschaut. Durch das Pfingstwochenende trafen viele Segler hier ein und am Hafen fand ein Trödelmarkt,  direkt an der Promenade statt und die Restaurants auf der anderen Seite bildeten die romantische Kulisse. Jiri radelte mit mir die einzig bergige Straße des Ortes hinauf, was mit dem geringen Durchmesse unserer Räder als Höchstleistung zu bezeichnen ist und zeigte mir die Reste keltischer Kultur, die Menhir. Es sind lange Steine, die in Reihen auf einer Wiese eingebuddelt sind. Leider sind von den ehemals 400 Steinen nur noch 74 vorhanden.

Am Montag hat es uns dann volle Breitseite erwischt. Regen und Sturm ließen uns an Bord bleiben. Wir wurden regelrecht durchgeschüttelt und Jiri mußte in Abständen kontrollieren, dass die Fender noch die Bordwand vor der Mauer schützten. In der Nacht mußte er auch sich 3 x den Urgewalten in Ölzeug stellen. Stetes knarren der Festmacher und Fender ließen uns dann dennoch unseren Schlaf finden.

Heute ist Dienstag und wir werden noch immer durchgeschüttelt, nur gegen 14:00 hörte der Regen auf. Seit wir hier angekommen sind habe ich es mir in der vorderen Kajüte gemütlich gemacht und bereits das 2. Buch ausgelesen.  Es ist für mich eine völlig neue Erfahrung, mich mit dieser Ausgeglichenheit  auf die Texte konzentrieren zu können. Kein Wunder, hier klingelt kein Telefon, ich muss keine Termine meiner Kunden wahrnehmen, nicht auf die Wünsche meiner Gäste eingehen, nicht putzen, bügeln, einkaufen….ich bin seit, ich weiß nicht wann, wieder frei…….Jiri war einkaufen und brachte Krabben mit. Der Verkäufer meinte, die kann man so essen, wie sie sind, roh….. mal sehen.

Lubmin – das Winterlager für das Boot und uns

Für unsere große Fahrt im kommenden Jahr hat Jiri einiges an Erneuerungen und Verbesserungen für das Boot geplant. Da wir 6 km von der Marina Lubmin ein Häuschen haben, sollten die Arbeitseinsätze erträglich werden.  Nach getaner Arbeit konnten wir unseren wohl verdienten Feierabend in unserem  Zuhause genießen. (Wenn Ihr wissen wollt, wie diese kleine Fischerkate aussieht, dann könnt ihr sie unter fewo-direkt.de aufrufen. Sie hat die Registriernummer 2005399 – etwas Werbung in eigner Sache kann nicht falsch sein)

Das Boot kam für das Winterlager in eine Halle, denn das Unterwasserschiff muuste im Frühjahr komplett abgeschliffen  und mit  neuen  Anstrichen  versehen werden.